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Mittwoch, 3. Juli 2019

Bürgerstiftung Bad Ems fördert Völkerverständigung: Wenn Opfer Namen haben, haben sie auch ein Gesicht

Gedenkstunde in der vollbesetzten Friedhofshalle in Bad Ems

Die französische Generalkonsulin Pascale Trimbach bedankt sich im Namen Frankreichs für das Gedenken an die verstorbenen Kriegsgefangenen

Der restaurierte Gedenkstein für verstorbene französische Kriegsgefangene

Für die musikalische Umrahmung der Gedenkveranstaltung sorgten Musikschüler- und lehrer der Bad Emser Musikschule
 



















Quelle der Fotos: Bürgerstiftung Bad Ems
Mit einer Gedenkstunde der Bürgerstiftung Bad Ems wurde ein restaurierter Gedenkstein für französische Kriegsgefangene offiziell übergeben. Als Ehrengast konnte die Bürgerstiftung Bad Ems die französische Generalkonsulin aus Frankfurt, Frau Pascale Trimbach begrüßen.

Die Bürgerstiftung hat vor einiger Zeit einen verwitterten Gedenkstein aufarbeiten lassen. Der Stein erinnert an französische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges, die in Bad Ems verstorben waren. Zu der Gedenkveranstaltung hatten sich viele Bad Emser Bürgerinnen und Bürger in der Friedhofshalle eingefunden.

Stiftungsvorsitzender Wilhelm Augst begrüßte die Besucher, darunter Vertreter der Politik, der beiden christlichen Kirchen, der Deutsch-Französischen Gesellschaft und des Geschichtsvereins. Augst bedankte sich ausdrücklich bei der französischen Generalkonsulin Pascale Trimbach. „Mit Ihrem Besuch“, so Augst, „ unterstützen Sie unser Motiv, mit dieser bescheidenen Maßnahme und Veranstaltung ein ganz kleines Zeichen von Frieden, Verständigung und Versöhnung zu leisten.“ Die Bürgerstiftung bedankte sich auch beim Steinmetzbetrieb Spornhauer und insbesondere bei Steinmetz
Dieter Scherer, ohne dessen Fähigkeiten die Restaurierung nicht möglich gewesen wäre.

Der Erste Beigeordnete der Stadt Bad Ems, Frank Ackermann, ging in seinem Grußwort auf die geschichtlichen Begebenheiten ein, die mit der Emser Depesche vor fast 150 Jahren begannen. Er bedankte sich bei der Bürgerstiftung für ihr großartiges Engagement in diesem Bereich.

Gisela Bertram, Erste Kreisbeigeordnete, begann ihre Rede mit dem Hinweis: „Wenn Opfer Namen haben, haben sie auch ein Gesicht“. Begegnungen und Freundschaften, wie sie durch die Treffen mit den französischen Freunden in Cosne stattfinden, so Frau Bertram, schafften ein Netzwerk der europäisch Denkenden. „Wir wollen keinen Krieg mehr haben, sondern in Freundschaft und gegenseitiger Achtung zusammen leben“, bekräftigte die Kommunalpolitikerin und forderte: „Wenden wir uns gemeinsam gegen Hetze, Intoleranz und Gewalt!“

Die französische Generalkonsulin Trimbach verlas zu Beginn ihrer Rede die Namen der sieben verstorbenen Kriegsgefangenen und bedankte sich für die Aktivitäten der Bürgerstiftung für die Völkerverständigung und Aussöhnung mit Frankreich. Frau Trimbach ging sodann auf die wechselvolle Geschichte von Frankreich und Deutschland in den letzten 150 Jahren ein. Wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, so Frau Trimbach, übernahm Frankreich am 10. Juli 1945 seine eigene Besatzungszone von den Amerikanern.

Die französische Besatzungspolitik unmittelbar nach dem Krieg, erläuterte die Diplomatin, war zwiegespalten. Die wirtschaftliche Lage in Frankreich war rund vier Jahren deutscher Besatzung sehr angespannt. Dies habe auch Auswirkungen auf die französische Besatzung gehabt, die von einem hohen Sicherheitsbedürfnis Frankreichs geprägt gewesen sei. Auf der anderen Seite gab es auch in Frankreich politische Strömungen, die eine Annäherung und Aussöhnung mit Deutschland anstrebten. Diese Bemühungen seien, erläuterte Frau Trimbach, insbesondere auf dem Gebiet der Kultur und Bildung auf fruchtbaren Boden gestoßen.

Die dramatischen Veränderungen der Weltpolitik unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und der heraufziehende „Kalte Krieg“ hätten sodann die Annäherung der ehemaligen Kriegsgegner beschleunigt. Ein Zeichen dafür sei die Gründung des Landes Rheinland-Pfalz gewesen. Heute sei die deutsch-französische Freundschaft ein stabilisierender Faktor in der europäischen Politik.

Pfarrerin
Lieve Van den Ameele las den 23. Psalm in französischer Sprache vor. Pfarrer Michael Scheungraber verdeutlichte, dass die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland ein besonderes Gut sei. Nach drei Kriegen habe man am Tiefpunkt der Geschichte gestanden und daraus sei eine stabile Freundschaft entstanden.

Musikalisch eingerahmt wurde die Veranstaltung durch die Musikschüler Mats Hildesheim, Naja und Thora Jezek sowie ihre Musiklehrer Olga Gunia und Michael Burovik. Die Zuhörerinnen und Zuhörer konnten sich über hervorragend interpretierte Musikstücke von Johann Sebastian Bach, Peter Illitsch Tschaikowsky und Giovanni Battista Pergolesi erfreuen.

Zum Abschluß der Veranstaltung begab man sich zum neuen Standort des Gedenksteines für die verstorbenen französischen Kriegsgefangenen auf dem Bad Emser Friedhof. Gemeinsam wurde als besondere Geste der Versöhnung das Vaterunser gebetet.