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Gedenkstunde in der
vollbesetzten Friedhofshalle in Bad Ems
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Die französische
Generalkonsulin Pascale Trimbach bedankt sich im Namen Frankreichs
für das Gedenken an die verstorbenen Kriegsgefangenen
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Der restaurierte
Gedenkstein für verstorbene französische Kriegsgefangene
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Für die musikalische
Umrahmung der Gedenkveranstaltung sorgten Musikschüler- und lehrer
der Bad Emser Musikschule
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Quelle der Fotos:
Bürgerstiftung Bad Ems
Mit
einer Gedenkstunde der Bürgerstiftung Bad Ems wurde ein
restaurierter Gedenkstein für französische Kriegsgefangene
offiziell übergeben. Als Ehrengast konnte die Bürgerstiftung Bad
Ems die französische Generalkonsulin aus Frankfurt, Frau Pascale
Trimbach begrüßen.
Die
Bürgerstiftung hat vor einiger Zeit einen verwitterten Gedenkstein
aufarbeiten lassen. Der Stein erinnert an französische
Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges, die in Bad Ems verstorben
waren. Zu der Gedenkveranstaltung hatten sich viele Bad Emser
Bürgerinnen und Bürger in der Friedhofshalle
eingefunden.
Stiftungsvorsitzender Wilhelm Augst begrüßte
die Besucher, darunter Vertreter der Politik, der beiden
christlichen Kirchen, der Deutsch-Französischen Gesellschaft und des
Geschichtsvereins. Augst bedankte sich ausdrücklich bei der
französischen Generalkonsulin Pascale Trimbach. „Mit Ihrem
Besuch“, so Augst, „ unterstützen Sie unser Motiv, mit dieser
bescheidenen Maßnahme und Veranstaltung ein ganz kleines Zeichen von
Frieden, Verständigung und Versöhnung zu leisten.“ Die
Bürgerstiftung bedankte sich auch beim Steinmetzbetrieb Spornhauer
und insbesondere bei Steinmetz Dieter
Scherer,
ohne
dessen Fähigkeiten die Restaurierung nicht möglich gewesen
wäre.
Der Erste Beigeordnete der Stadt Bad Ems, Frank
Ackermann, ging in seinem Grußwort auf die geschichtlichen
Begebenheiten ein, die mit der Emser Depesche vor fast 150 Jahren
begannen. Er bedankte sich bei der Bürgerstiftung für ihr
großartiges Engagement in diesem Bereich.
Gisela Bertram,
Erste Kreisbeigeordnete, begann ihre Rede mit dem Hinweis: „Wenn
Opfer Namen haben, haben sie auch ein Gesicht“. Begegnungen und
Freundschaften, wie sie durch die Treffen mit den französischen
Freunden in Cosne stattfinden, so Frau Bertram, schafften ein
Netzwerk der europäisch Denkenden. „Wir wollen keinen Krieg mehr
haben, sondern in Freundschaft und gegenseitiger Achtung zusammen
leben“, bekräftigte die Kommunalpolitikerin und forderte: „Wenden
wir uns gemeinsam gegen Hetze, Intoleranz und Gewalt!“
Die
französische Generalkonsulin Trimbach verlas zu Beginn ihrer Rede
die Namen der sieben verstorbenen Kriegsgefangenen und bedankte sich
für die Aktivitäten der Bürgerstiftung für die
Völkerverständigung und Aussöhnung mit Frankreich. Frau Trimbach
ging sodann auf die wechselvolle Geschichte von Frankreich und
Deutschland in den letzten 150 Jahren ein. Wenige Wochen nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges, so Frau Trimbach, übernahm Frankreich
am 10. Juli 1945 seine eigene Besatzungszone von den
Amerikanern.
Die französische Besatzungspolitik
unmittelbar nach dem Krieg, erläuterte die Diplomatin, war
zwiegespalten. Die wirtschaftliche Lage in Frankreich war rund vier
Jahren deutscher Besatzung sehr angespannt. Dies habe auch
Auswirkungen auf die französische Besatzung gehabt, die von einem
hohen Sicherheitsbedürfnis Frankreichs geprägt gewesen sei. Auf der
anderen Seite gab es auch in Frankreich politische Strömungen, die
eine Annäherung und Aussöhnung mit Deutschland anstrebten. Diese
Bemühungen seien, erläuterte Frau Trimbach, insbesondere auf dem
Gebiet der Kultur und Bildung auf fruchtbaren Boden gestoßen.
Die
dramatischen Veränderungen der Weltpolitik unmittelbar nach dem
Zweiten Weltkrieg und der heraufziehende „Kalte Krieg“ hätten
sodann die Annäherung der ehemaligen Kriegsgegner beschleunigt. Ein
Zeichen dafür sei die Gründung des Landes Rheinland-Pfalz gewesen.
Heute sei die deutsch-französische Freundschaft ein stabilisierender
Faktor in der europäischen Politik.
Pfarrerin Lieve
Van den Ameele las den 23. Psalm in französischer Sprache vor.
Pfarrer
Michael
Scheungraber
verdeutlichte, dass die Freundschaft zwischen Frankreich und
Deutschland ein besonderes Gut sei. Nach drei Kriegen habe man am
Tiefpunkt der Geschichte gestanden und daraus sei eine stabile
Freundschaft entstanden.
Musikalisch
eingerahmt wurde die Veranstaltung durch die Musikschüler Mats
Hildesheim, Naja und Thora Jezek sowie ihre Musiklehrer Olga Gunia
und Michael Burovik. Die Zuhörerinnen und Zuhörer konnten sich über
hervorragend interpretierte Musikstücke von Johann Sebastian Bach,
Peter Illitsch Tschaikowsky und Giovanni Battista Pergolesi
erfreuen.
Zum Abschluß der Veranstaltung begab man sich
zum neuen Standort des Gedenksteines für die verstorbenen
französischen Kriegsgefangenen auf dem Bad Emser Friedhof. Gemeinsam
wurde als besondere Geste der Versöhnung das Vaterunser gebetet.