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Sonntag, 23. September 2018

Bürgerstiftung erinnert an die Ermordung der Brüder Strauss im September 1943


Anlässlich des 75. Todestages würdigte die Bürgerstiftung Bad Ems die beiden Bad Emser Brüder Strauß, die von den Nationalsozialisten in Hadamar ermordet wurden. Wilfried Dieterichs erinnerte in seinem Vortrag an die Abläufe der Verschleppung und Ermordung der beiden Bad Emser Jungen im Jahre 1943.

Die beiden Bad Emser Jugendlichen Willi und Horst Strauss wurden von den Nationalsozialisten im September 1943 in der „Heil- und Pflegeanstalt“ in Hadamar ermordet. Wilfried Dieterichs, Autor des Buches „Die Stadt“, hat sich intensiv mit der jüngeren Geschichte der Stadt Bad Ems auseinandergesetzt. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Zeit des Nationalsozialismus. Es ist ihm ein Anliegen, geschichtliche Abläufe mit Hilfe von Beispielen zu dokumentieren, die unmittelbar „vor der eigenen Haustür“ stattgefunden haben.

In seinem Vortrag ging Wilfried Dieterichs sehr faktenreich auf die Leidensgeschichte der beiden jugendlichen Brüder Willi und Horst Strauß ein. Dabei machte er auch sehr deutlich, dass das Unrechtsregime der Nazis nur funktionieren konnte, weil es fanatische Helfer vor Ort gegeben hat. Die Brüder Strauß hätten vermutlich ihr tödliches Schicksal nicht erleiden müssen, wenn es nicht diese „kleinen Helfer“ vor Ort gegeben hätte. Im Fall der beiden Brüder Strauß waren es Schulleiter, Ortsgruppenleiter und „furchtbare Juristen“, die mit bürokratischen Mitteln zwei Jugendliche ohne Skrupel in den Tod schickten.

Nachdem der jüdische Vater von Willi und Horst Strauß von den Nazis ins Konzentrationslager verschleppt wurde, musste sich die Mutter alleine um den Lebensunterhalt und die Erziehung der Kinder kümmern. Die Behörden nahmen diese von ihnen selbst verursachte Situation zum Anlass, die beiden Buben aus der Familie zu reißen und in ein „Erziehungsheim“ nach Idstein einzuweisen. Nach einem Arbeitseinsatz auf einem Bauernhof wurden Willi und Horst schließlich in die „Heil- und Pflegeheime“ in Hadamar verschleppt. Hier wurden die beiden Bad Emser Buben, die nach der Naziideologie als „Halbjuden“ galten, am 3. und 4. September 1943 vermutlich mit Giftspritzen ermordet.

Wilfried Dieterichs ging in seinem Vortrag auch auf die Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Ein Großteil der Verantwortlichen für die Ermordung von Willi und Horst Strauß wurde nie zur Rechenschaft gezogen. Die Mitläufer und Helfershelfer vor Ort haben sich ebenfalls nie zu ihren Taten bekannt. In der anschließenden kurzen Aussprache bestätigten Zeitzeugen die Ausführungen von Wilfried Dieterichs. In der Nachkriegszeit habe man auch in Bad Ems die schreckliche Vergangenheit schnell vergessen und sei zur Tagesordnung übergegangen. Erst in den letzten Jahrzehnten erinnere man sich an die schrecklichen Verbrechen, die durch eine Ideologie von Hass und Gewalt erst ermöglicht wurden. Es sei, so das abschließende Fazit, wichtig an diese Ereignisse zu erinnern, damit sich solche Verbrechen nicht wiederholen. Zudem müsse man aktiv gegen Bestrebungen vorgehen, die Hass und Gewalt als Mittel der Politik propagieren.