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Donnerstag, 27. Oktober 2022

Engagierte Jugendliche reinigen Stolpersteine in Bad Ems

Schülerinnen der Realschule Plus haben Stolpersteine im Bad Emser Stadtgebiet gereinigt und sich mit den Schicksalen der verfolgten Menschen beschäftigt.

Eine Gruppe von engagierten Jugendlichen der Realschule Plus Bad Ems - Nassau haben während ihrer Ferien die in Bad Ems verlegten Stolpersteine gereinigt. Die Stolpersteine erinnern an Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Bürgerstiftung Bad Ems hat die Aktion der Jugendlichen unterstützt
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Eine Gruppe von sehr engagierten Jugendlichen der Realschule Plus Bad Ems – Nassau hat sich zum wiederholten Male in ihrer Freizeit zu einer Schulaktion getroffen. Die Jugendlichen (Luca Hering, Aleksandra Krawczyk, Ela Baykara, Malin Müller und Kari Detring) trafen sich zusammen mit ihren Lehrkräften Sonja Hering und David Schmidl, um die in Bad Ems verlegten Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus auf Hochglanz zu polieren.

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Seit 1992 verlegt Demnig Messingsteine, die vor Ort an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen. Im Stadtgebiet von Bad Ems sind flächendeckend Stolpersteine verlegt worden. Die Stolpersteine erinnern an die vielen Menschen aus Bad Ems, die von den Nazis verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Sie sollen die Menschen daran erinnern, dass das Unrecht „vor der eignen Haustür“ stattgefunden hat und man auch heute aufmerksam sein muss, um Unrecht zu verhindern und rechtzeitig zu handeln.

Die Schülerinnen und Schüler der Realschule Plus hatten bereits in den vergangenen Jahren die Stolpersteine in Bad Ems katalogisiert und mit Bildern bei Wikipedia im Internet veröffentlicht. David Schmidl nahm die Gelegenheit war und erinnerte an den einzelnen Stolpersteinen an das Schicksal der verfolgten Menschen. So erinnerte er zum Beispiel an Lina Goldfisch  (geb. 1883), die 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 26.2.1944 ermordet wurde, und an Eugen Goldfisch  (geb. 1877), der auch nach Theresienstadt deportiert und am 30.12.1944  ermordet wurde. Bis dahin waren die Familie Goldfisch eine angesehene Familie in Bad Ems und betrieb ein koscheres Hotel. Eugen Goldfisch wurde 1914 sofort nach Kriegsbeginn zum Kriegsdienst eingezogen und hatte für das Deutsche Reich gekämpft, aber auch das rettete ihn nicht vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten. Ihr Sohn Manfred konnte noch rechtzeitig nach Amerika fliehen. Dort änderte er seinen Namen in „Goldfish“. Dessen Tochter arbeitete in Australien als „Filmschaffende“ und hat über das Schicksal der Familie einen in Australien mehrfach prämierten Film: „The last goldfisch“ gedreht (Trailer über Youtube zu sehen).

Begleitet wurde die fleißige Gruppe von Ulrike Baywand-Klenk (Beirat für Migration und Integration des Rhein-Lahn-Kreises) und Wolfgang Elias Dorr (Jüdische Gemeinde), die sich über dieses besondere Engagement der Schülerinnen freuten. Eingebettet wurde die Reinigungsaktion in einen „Sozialtag“, der auch den Besuch des Diakonischen Werkes und die Arbeit in der Tafel Bad Ems umfasste.

Die Bürgerstiftung Bad Ems hat die Jugendlichen bei ihren Putzaktionen immer wieder unterstützt. Wilhelm Augst, Vorsitzender der Bürgerstiftung, wies darauf hin, dass man sich schon seit Gründung der Stiftung auch mit den dunklen Seiten der Heimatgeschichte von Bad Ems beschäftigt habe. Es sei sehr vorbildlich, dass sich Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Kulturkreisen während ihrer Freizeit mit den geschichtlichen Ereignissen beschäftigen, meinte Augst. Als kleines „Dankeschön“ hat die Bürgerstiftung die äußerst aktiven Schülerinnen zu einem Essen in eine Pizzeria eingeladen.