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Montag, 19. August 2019

„HERKUNFT – HEIMKUNFT“ - Heimat einmal anders -Eine musikalisch-literarische Lesung zum Thema Heimat-

Gedankenaustausch der begeisterten Gäste bei einer kleinen Pause vor der Kapelle Maria Königin

Lutz Brenner, Bernhard Nellessen, Renate Luig und Michael Dombek vor der historischen Schöler-Orgel aus dem Jahr 1830

Lutz Brenner am Pult der historischen Schöler-Orgel aus dem Jahr 1830, die bis auf wenige Teile bis heute noch im Originalzustand gespielt wird

Bernhard Nellessen, Renate Luig und Michael Dombek trugen die Textauswahl in verteilten Rollen sehr überzeugend und einfühlsam vor
 





















Die Begriffe standen im Mittelpunkt einer musikalisch literarischen Spurensuche in der Kapelle Maria Königin in Bad Ems. Renate Luig, Michael Dombek und Bernhard Nellessen näherten sich dem Thema mit einer einfühlsamen Auswahl von literarischen Texten. Begleitet wurde die Lesung von Lutz Brenner an der historischen Schöler-Orgel.

Mit einem solchen Andrang hatte die Organisation der literarischen Lesung wohl nicht gerechnet. Mehr als 120 kulturinteressierte Menschen hatten den Weg in die außergewöhnliche Vortragsstätte - die Kapelle Maria Königin in Bad Ems - gefunden. Im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz, der in diesem Jahr unter dem Motto „Heimat / en“ steht, näherten sich die drei „Vorleser“ sehr differenziert dem Thema „Heimat“. Renate Luig und Bernhard Nellessen aus Mainz und Michael Dombek aus Höhr-Grenzhausen, die in Bad Ems aufwuchsen und der Stadt stark verbunden sind, näherten sich dem Thema in zwei großen Blöcken.

Die „Heimat Bad Ems“ stand im Mittelpunkt des ersten Teils der Veranstaltung. Eingeleitet wurde dieser Teil mit dem Wortfeld „Heimat“, einer erstaunlichen Aufzählung von Begriffen, in denen sich das Wort Heimat findet oder auch versteckt. Danach wurde das Publikum mit einer gekonnten Auswahl von Texten in die Bad Emser „Heimat-Vergangenheit“ entführt. Botho Strauß beschreibt in seinem Buch „Herkunft“ das Leben eines Heranwachsenden in die 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Bei der Beschreibung der Schulzeit im alten Gymnasium in der Viktoriaallee, erinnerten sich viele Zuhörerinnen und Zuhörer an die eigene Vergangenheit im beschaulichen Bad Ems. Mit Texten von Adolf Bach und den Beschreibungen von Max Jacob, wurde das Publikum in die Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entführt. Insbesondere die Beschreibung der Lebensumstände der „kleinen“ Leute, hatte dabei eine besondere Wirkung beim Publikum.

Nach einer kleinen Pause mit Lahnwein und Gebäck aus der näheren Heimat startete der zweite Teil, der mit „Andere Heimaten“ überschrieben war. Hier kamen nun Stimmen der Weltliteratur zu Wort, die sich mit den unterschiedlichen Heimat-Begriffen auseinandersetzten. Ob Bertrolt Brecht, Friedrich Hölderlin, Josef von Eichendorff, Georg Trakl oder Hilde Domin, alle setzten sich mit unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema Heimat auseinander. Hierbei wurde sehr deutlich, dass es sich bei „Heimat“ um einem sehr vielschichtigen Begriff handelt, der sich nicht nur an einen bestimmten Ort, sondern auch an Sprache, Familie, Freunde und Gefühlen orientiert. Sehr eindrücklich wurde die Rückkehr aus dem Krieg in die Heimat von Heinrich Böll beschrieben. Mit einem Auszug aus „Als der Krieg zu Ende war“ wurde zudem der Verlust der alten Heimat und die Wandlung dieses Begriffes besonders hervorgehoben.

Einen besonderen Eindruck hinterließ der gekonnte Vortrag der Lieder „Kein schöner Land“, „Der Lindenbaum“, „Abendlied“ und „Abschied“, die nicht gesungen und ohne Musikbegleitung vorgetragen wurden. Die Konzentration auf den Text eröffnete ganz neue Perspektiven dieser „Lieder“.

Lutz Brenner hatte mit einer Auswahl einfühlsamer Orgelwerke von Mozart über Bach bis Samuel Wesley einen sehr gut abgestimmten musikalischen Rahmen für die Lesung beigesteuert. Gekonnt vorgetragen und gespielt auf der historischen im Jahr 1830 von der Bad Emser Orgelbauerwerkstatt Schöler gebauten Orgel, ergab sich ein sehr harmonisches Zusammenspiel von Texten und Musik. Das besondere „heimische“ Ambiente der Kapelle Maria Königin rundete den positiven Gesamteindruck der Veranstaltung ab.

Der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Bad Ems, Wilhelm Augst, bedankte sich bei allen Mitwirkenden für diesen sehr gelungenen Kulturgenuss. Neben den obligatorischen Blumen gab es einen Gutschein für den neuen Historischen Kalender der Bürgerstiftung, der sich seit Jahren mit der „Heimat Bad Ems“ und ihrer baulichen und landschaftlichen Vergangenheit beschäftigt. Abschließend bedankte sich Augst bei Regine Canz, die sich für diese Veranstaltung in besonderer Weise engagiert hatte.