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Dienstag, 18. November 2014

Bürgerstiftung übergibt Gedenktafeln in jüdischer Kapelle




Die Bürgerstiftung Bad Ems hat die Gedenktafeln auf dem jüdischen Friedhof in Bad Ems für die ermordeten Bad Emser Juden auf den neuesten Stand gebracht, um bisher unbekannte Schicksale ins Gedächtnis der Menschen zurückzurufen. Die erweiterten Gedenktafeln wurden am 9. November 2014 der Öffentlichkeit übergeben.
Bereits im Jahre 1988 wurden anlässlich des 50. Jahrestages des Novemberpogroms von 1938 Gedenktafeln mit den Namen ermordeter Juden in der jüdischen Kapelle auf dem Bad Emser Friedhof angebracht. Hier hatte sich insbesondere der Bad Emser Geschichtsverein engagiert. Stadtarchivar Dr. Hans-Jürgen Sarholz konnte in den vergangenen Jahren dank umfangreicher Recherchen die Liste der Opfer vervollständigen.
Die Bürgerstiftung hat nun zwei Ergänzungstafeln erstellen und im Bereich der vorhandenen Gedenktafeln anbringen lassen. Die Erinnerungstafeln wurden am 9. November 2014 offiziell übergeben.
Stiftungsvorstandsvorsitzender Ottmar Canz wies darauf hin, dass die Bürgerstiftung die Bad Emser Bürgerinnen und Bürger aufgerufen hatte, diese Aktion finanziell zu unterstützen. Die Resonanz aus der Bevölkerung sei so groß gewesen, so dass das Projekt problemlos finanziert werden konnte. Dafür bedankte sich Canz im Namen der Bürgerstiftung ausdrücklich. Canz bedankte sich weiterhin bei Dr. Sarholz, der durch seine Forschungen die Ergänzung der Gedenktafeln erst ermöglicht hat. Ein weiterer Dank ging auch an den Geschichtsverein, der sich ebenfalls finanziell an dem Projekt beteiligt habe. Ottmar Canz betonte ausdrücklich, dass die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis wichtig sei, um eine Wiederholung zu verhindern. Insofern müsse man sich schon gegen die Anfänge von Verfolgung zur Wehr setzen.
Der Kantor der jüdischen Gemeinde Koblenz., Joseph Pasternak, sprach sodann ein Gebet im Gedenken an die Opfer der Judenverfolgung zur Zeit des Nationalsozialismus. In seiner kurzen Ansprache wies er darauf hin, dass man auch heute und in Zukunft wachsam sein müsse. Geschichte sei wie ein Rad, das sich dreht, und solche Verbrechen seien auch in unserer Zeit und in der Zukunft nicht auszuschließen. Daher sei es auch wichtig, so Pasternak, nach dem „Warum“ zu fragen, um eine Wiederholung der Shoah zu verhindern.
Stadtarchivar Dr. Sarholz erinnerte daran, dass man die Juden in Deutschland und in Bad Ems nicht nur als Opfer sehen dürfe. Grade auf dem jüdischen Friedhof in Bad Ems müsse man sich bewusst machen, dass die Juden vor der Zeit des Nationalsozialismus und zwar für lange Zeit, Mitbürger waren, oft diskriminiert, als „anders“ betrachtet, aber eben doch Mitbewohner und seit der Emanzipation im 19. Jahrhundert Mitbürger dieser Stadt, um 1900 integriert als Handwerker, Geschäftsleute, Bürger.
Nichts mache das deutlicher als der jüdische Friedhof. Er sei viel älter als der städtische Friedhof, seit um 1700 gibt es ihn an dieser Stelle. Als Beispiel jüdischen Lebens in Bad Ems nannte Dr. Sarholz Löb Abraham Kirchberger, der im damaligen Weltbad um 1850 eine Buchhandlung, einen Verlag und eine Leihbibliothek mit internationaler Literatur betrieb. Die Gräber seiner Nachkommen, nunmehr Repräsentanten des gehobenen Bürgertums im Weltbad Bad Ems, genauso wie andere Emser Hoteliers und Unternehmer, wie die Dellers, Kauths, die Sommers oder Ernst Born finde man auf dem Bad Emser Friedhof. Und hier auf der Gedenktafel schließlich finde man den Namen Kirchberger bei den Opfern der Shoah.
Zum Abschluss gedachten die zahlreich erschienen Anwesenden im stillen Gebet den Opfern der Verfolgung und Vernichtung.