Die
Bürgerstiftung Bad Ems hat die Gedenktafeln auf dem jüdischen
Friedhof in Bad Ems für die ermordeten Bad Emser Juden auf den
neuesten Stand gebracht, um bisher unbekannte Schicksale ins
Gedächtnis der Menschen zurückzurufen. Die erweiterten Gedenktafeln
wurden am 9. November 2014 der Öffentlichkeit übergeben.
Bereits im
Jahre 1988 wurden anlässlich des 50. Jahrestages des Novemberpogroms
von 1938 Gedenktafeln mit den Namen ermordeter Juden in der jüdischen
Kapelle auf dem Bad Emser Friedhof angebracht. Hier hatte sich
insbesondere der Bad Emser Geschichtsverein engagiert. Stadtarchivar
Dr. Hans-Jürgen Sarholz konnte in den vergangenen Jahren dank
umfangreicher Recherchen die Liste der Opfer vervollständigen.
Die
Bürgerstiftung hat nun zwei Ergänzungstafeln erstellen und im
Bereich der vorhandenen Gedenktafeln anbringen lassen. Die
Erinnerungstafeln wurden am 9. November 2014 offiziell übergeben.
Stiftungsvorstandsvorsitzender
Ottmar Canz wies darauf hin, dass die Bürgerstiftung die Bad Emser
Bürgerinnen und Bürger aufgerufen hatte, diese Aktion finanziell zu
unterstützen. Die Resonanz aus der Bevölkerung sei so groß
gewesen, so dass das Projekt problemlos finanziert werden konnte.
Dafür bedankte sich Canz im Namen der Bürgerstiftung ausdrücklich.
Canz bedankte sich weiterhin bei Dr. Sarholz, der durch seine
Forschungen die Ergänzung der Gedenktafeln erst ermöglicht hat. Ein
weiterer Dank ging auch an den Geschichtsverein, der sich ebenfalls
finanziell an dem Projekt beteiligt habe. Ottmar Canz betonte
ausdrücklich, dass die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis
wichtig sei, um eine Wiederholung zu verhindern. Insofern müsse man
sich schon gegen die Anfänge von Verfolgung zur Wehr setzen.
Der Kantor der
jüdischen Gemeinde Koblenz., Joseph Pasternak, sprach sodann ein
Gebet im Gedenken an die Opfer der Judenverfolgung zur Zeit des
Nationalsozialismus. In seiner kurzen Ansprache wies er darauf hin,
dass man auch heute und in Zukunft wachsam sein müsse. Geschichte
sei wie ein Rad, das sich dreht, und solche Verbrechen seien auch in
unserer Zeit und in der Zukunft nicht auszuschließen. Daher sei es
auch wichtig, so Pasternak, nach dem „Warum“ zu fragen, um eine
Wiederholung der Shoah zu verhindern.
Stadtarchivar
Dr. Sarholz erinnerte daran, dass man die Juden in Deutschland und
in Bad Ems nicht nur als Opfer sehen dürfe. Grade auf dem jüdischen
Friedhof in Bad Ems müsse man sich bewusst machen, dass die Juden
vor der Zeit des Nationalsozialismus und zwar für lange Zeit,
Mitbürger waren, oft diskriminiert, als „anders“ betrachtet,
aber eben doch Mitbewohner und seit der Emanzipation im 19.
Jahrhundert Mitbürger dieser Stadt, um 1900 integriert als
Handwerker, Geschäftsleute, Bürger.
Nichts mache
das deutlicher als der jüdische Friedhof. Er sei viel älter als der
städtische Friedhof, seit um 1700 gibt es ihn an dieser Stelle. Als
Beispiel jüdischen Lebens in Bad Ems nannte Dr. Sarholz Löb Abraham
Kirchberger, der im damaligen Weltbad um 1850 eine Buchhandlung,
einen Verlag und eine Leihbibliothek mit internationaler Literatur
betrieb. Die Gräber seiner Nachkommen, nunmehr Repräsentanten des
gehobenen Bürgertums im Weltbad Bad Ems, genauso wie andere Emser
Hoteliers und Unternehmer, wie die Dellers, Kauths, die Sommers oder
Ernst Born finde man auf dem Bad Emser Friedhof. Und hier auf der
Gedenktafel schließlich finde man den Namen Kirchberger bei den
Opfern der Shoah.
Zum Abschluss
gedachten die zahlreich erschienen Anwesenden im stillen Gebet den
Opfern der Verfolgung und Vernichtung.